Setting
Die Handlung des Films spielt in Dogville, einem abgelegenen Städtchen in den Rocky Mountains in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Stadt besitzt nur eine Zufahrt, die Canyon Road, welche von dem tiefer gelegenen Ort Georgetown heraufführt. Hier endet die Straße und nur ein steiniger und gefährlicher Bergpfad führt von Dogville noch tiefer in das Gebirge hinein. Die meisten Häuser der Gemeinde gleichen einer Hütte. Nur das Haus der Edisons lässt noch auf seinen ehemals ansehnlichen Charakter vermuten. Auch die alte Silbermine am Rand der Ortschaft ist schon lange verlassen und fördert keine Rohstoffe mehr zutage. All diese Informationen erhält der Zuschauer jedoch nicht über die visuelle Wahrnehmung, sondern über die Ortbeschreibung der Off-Stimme zu Beginn des Filmes.
Bühnenbild
Der Handlungsort wird durch eine Theaterbühne dargestellt – einem
Bretterboden in einer Lagerhalle bei Göteborg (vgl. Frankfurther
Allgemeine Zeitung GmbH, 2011). Mit dicken Kreidestrichen sind auf
dieser Bühne die Umrisse der Gebäude, Wege und einigen Pflanzen
markiert. Hinzu kommen wichtige Beschriftungen der Umrisszeichnungen,
wie bspw. „Thomas Edison’s House“, „House of Jeremiah“, „The Mill“,
„Dog“, „Gooseberry Bushes“, „The Old Mine“ oder „Elm Street“ – ebenfalls
mit Kreide auf den Bühnenboden gemalt. Auch Gegenstände finden in
teilweise rudimentärer Form ihre Nutzung. Ma Ginger’s Laden wird bspw.
von Außen nur durch ein allein stehendes Schaufenster, ohne umsäumende
Fassade, gekennzeichnet. Der Glockenturm des Missionshauses (House of
Jeremiah) wird durch einer an einem Seil aufgehängten Turmspitze mit
einer Glocke dargestellt. Die üblicherweise darunter befindliche
Turmwand fehlt vollständig. Der Eingang zur versiegten Silbermine, in
welcher sich Grace zu Beginn der Handlung vor den Gangstern versteckt,
wird durch Stützbalken markiert, die jedoch den Blick in das Innere der
Mine freilassen, sodass Grace in der Realität in ihrem Versteck gesehen
werden kann.
Das Bühnenbild erzwingt viel Imaginationsvermögen, da es von sich aus wenig Anhaltspunkte für das eigentliche Aussehen des Handlungsortes zur Verfügung stellt. Die Kulisse wurde auf das notwendigste reduziert. Alle enthaltenden Gegenstände spielen im Verlauf der Handlung eine Rolle und wurden nicht bloß zur Verzierung eingebunden. Dem Zuschauer wird dadurch ein Phantasievermögen abverlangt, welches er von anderen Kinofilmen nicht gewöhnt ist. Es wirkt sehr befremdlich, den Schauspielplatz nicht geboten zu bekommen, sondern sich ihn selbst herstellen zu müssen – hierzu mehr unter dem Filmvergleich.
Im Verlauf des Films ändert sich der Handlungsort nie. Zwar wird Grace im siebten Kapitel von Ben aus Dogville herausgefahren, jedoch bekommt der Zuschauer die Außenwelt Dogvilles nie zu Gesicht, sondern befindet sich mit dem Blick zu diesem Zeitpunkt ausschließlich auf der Ladefläche von Bens Laster (siehe Abb.2). Jede einzelne Szene wurde also in der Lagerhalle in Göteburg abgedreht, sodass es sich ausschließlich um Innenaufnahmen handelt, die lediglich durch die Lichtverhältnisse und die Bühnenkulisse Außenaufnahmen nachahmen.
Im Verlauf des Films ändert sich der Handlungsort nie. Zwar wird Grace im siebten Kapitel von Ben aus Dogville herausgefahren, jedoch bekommt der Zuschauer die Außenwelt Dogvilles nie zu Gesicht, sondern befindet sich mit dem Blick zu diesem Zeitpunkt ausschließlich auf der Ladefläche von Bens Laster (siehe Abb.2). Jede einzelne Szene wurde also in der Lagerhalle in Göteburg abgedreht, sodass es sich ausschließlich um Innenaufnahmen handelt, die lediglich durch die Lichtverhältnisse und die Bühnenkulisse Außenaufnahmen nachahmen.
Straßennamen
Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass das dargestellte
Städtchen sehr viel mehr zu bieten hat, als ein paar Kreidestriche und präzise
verteilte Gegenstände, denn die Verteilung der Wohnhäuser ist in Verbindung mit
den Straßennamen genau durchdacht.
Zur Hauptstraße berichtet die Off-Stimme Folgendes:
„… und auch wenn eine sentimentale Seele von der Ostküste ihre Hauptstraße einst Elm Street getauft hatte, und das, obwohl noch nie der Schatten einer Ulme auf Dogville gefallen war, sahen sie [, die Stadtbewohner,] keinen Grund, etwas daran zu ändern.“ (Dogville, 00:25)
Die Ulme symbolisierte im Altertum den Tod und die Trauer (vgl. Langner 2003-2011). Es scheint also kein Zufall zu sein, dass die Hauptstraße, an welche sich alle Wohnhäuser reihen, und somit das Zentrum der Stadt, den Namen „Elm Street“ trägt. Diese Straßenbezeichnung wirkt zukunftweisend für den Handlungsverlauf, welcher in der Abschlachtung der Stadt endet. Das größte und zentral gelegenste Haus an der Elm Street ist das der Edisons. Tom Edison Jr. trifft viele Entscheidungen, die die Richtung des Fortlaufs maßgeblich beeinflussen und dadurch einen wesentlichen Anteil an dem furchtbaren Ausgang der Geschichte haben. Er, als Bewohner von Thomas Edison’s House, trägt verglichen mit all den anderen Bewohnern Dogvilles die größte Schuld an dem schlussendlichen Tod der Stadt und hat sich den zentralen Platz an der Elm Street somit verdient.
Das Haus von Chuck und Vera liegt an der Elm Street, deren Bedeutung bereits interpretiert wurde, und wird durch die Racoon Street vom Haus der Hensons abgetrennt. Racoon heißt zu deutsch „Waschbär“, welcher in der Mythologie u.a. für die Bewegung im Schatten, die Erdmagie und das Begehren steht (vgl. Kirschner 2011). Chuck bewegt sich stets in gekrümmter Haltung fort und trägt einen Hut auf dem Kopf, der sein gen Boden gerichtetes Gesicht in einen Schatten rückt. Er lässt dadurch sein Anschein entstehen, dass er etwas zu verbergen habe. Der Bezug zur Erdmagie, welche Steine, Mineralien und Erde thematisiert, lässt sich im weiteren Sinne in Chucks grobem, steinernem Charakter wiederfinden und der Lage seinen Hauses, welches direkt neben dem Bergpfad in die Rocky Mountains hinein und gegenüber der alten Silbermine befindet. Chuck begehrt Grace mehr als seine eigene Frau. Dies treibt ihn nach der Abweisung seines Begehrens dazu, sie zu vergewaltigen. Die Lage von Chucks Behausung scheint also sehr durchdacht zu sein und lässt auf die Eigenarten seines Eigentümers schließen.
Der blinde Jack McKay hat sein Wohnhaus in der Glunen Street. Das Verb „glunen“ bedeutet aus dem Schweizerdeutsch übersetzt „schielen“, was eindeutig auf die Sehbehinderung des einzigen Bewohners dieser Straße schließen lässt.
Auch die Unterkunft von Grace kann auf diese Weise interpretiert werden. Sie bekommt dank Ben und Tom nach einigen Wochen ihr eigenes Zimmer in der alten Mühle (The Mill), die zwischen der Steep Hill Street und der Canyon Road liegt. Steep Hill bedeutet aus dem Englischen übersetzt „steiler Berg“. In Verbindung mit der Canyon Road, zu deutsch „Felsschlucht Straße“, verdeutlicht diese Wohnlage Grace Lebenssituation. Sie hat zwei Handlungsmöglichkeiten: das Verweilen in Dogville, von dessen Einwohnern sie erniedrigt und misshandelt wird, oder das Zurückkehren zu ihrem Vater, dem Anführer einer Gangsterbande, die auf sie geschossen hat. Diese zwei Wahlmöglichkeiten werden durch die beiden Straßennamen, welche jeweils gefährliche Wegmöglichkeiten benennen, symbolisiert. Aber nicht nur diese sie umsäumenden Straßen verdeutlichen Grace Lebensumstand. Auch die äußerst abgeschiedene Lage der alten Mühle innerhalb Dogvilles stellt Grace Außenseiterrolle in der Gemeinschaft dar.
Zur Hauptstraße berichtet die Off-Stimme Folgendes:
„… und auch wenn eine sentimentale Seele von der Ostküste ihre Hauptstraße einst Elm Street getauft hatte, und das, obwohl noch nie der Schatten einer Ulme auf Dogville gefallen war, sahen sie [, die Stadtbewohner,] keinen Grund, etwas daran zu ändern.“ (Dogville, 00:25)
Die Ulme symbolisierte im Altertum den Tod und die Trauer (vgl. Langner 2003-2011). Es scheint also kein Zufall zu sein, dass die Hauptstraße, an welche sich alle Wohnhäuser reihen, und somit das Zentrum der Stadt, den Namen „Elm Street“ trägt. Diese Straßenbezeichnung wirkt zukunftweisend für den Handlungsverlauf, welcher in der Abschlachtung der Stadt endet. Das größte und zentral gelegenste Haus an der Elm Street ist das der Edisons. Tom Edison Jr. trifft viele Entscheidungen, die die Richtung des Fortlaufs maßgeblich beeinflussen und dadurch einen wesentlichen Anteil an dem furchtbaren Ausgang der Geschichte haben. Er, als Bewohner von Thomas Edison’s House, trägt verglichen mit all den anderen Bewohnern Dogvilles die größte Schuld an dem schlussendlichen Tod der Stadt und hat sich den zentralen Platz an der Elm Street somit verdient.
Das Haus von Chuck und Vera liegt an der Elm Street, deren Bedeutung bereits interpretiert wurde, und wird durch die Racoon Street vom Haus der Hensons abgetrennt. Racoon heißt zu deutsch „Waschbär“, welcher in der Mythologie u.a. für die Bewegung im Schatten, die Erdmagie und das Begehren steht (vgl. Kirschner 2011). Chuck bewegt sich stets in gekrümmter Haltung fort und trägt einen Hut auf dem Kopf, der sein gen Boden gerichtetes Gesicht in einen Schatten rückt. Er lässt dadurch sein Anschein entstehen, dass er etwas zu verbergen habe. Der Bezug zur Erdmagie, welche Steine, Mineralien und Erde thematisiert, lässt sich im weiteren Sinne in Chucks grobem, steinernem Charakter wiederfinden und der Lage seinen Hauses, welches direkt neben dem Bergpfad in die Rocky Mountains hinein und gegenüber der alten Silbermine befindet. Chuck begehrt Grace mehr als seine eigene Frau. Dies treibt ihn nach der Abweisung seines Begehrens dazu, sie zu vergewaltigen. Die Lage von Chucks Behausung scheint also sehr durchdacht zu sein und lässt auf die Eigenarten seines Eigentümers schließen.
Der blinde Jack McKay hat sein Wohnhaus in der Glunen Street. Das Verb „glunen“ bedeutet aus dem Schweizerdeutsch übersetzt „schielen“, was eindeutig auf die Sehbehinderung des einzigen Bewohners dieser Straße schließen lässt.
Auch die Unterkunft von Grace kann auf diese Weise interpretiert werden. Sie bekommt dank Ben und Tom nach einigen Wochen ihr eigenes Zimmer in der alten Mühle (The Mill), die zwischen der Steep Hill Street und der Canyon Road liegt. Steep Hill bedeutet aus dem Englischen übersetzt „steiler Berg“. In Verbindung mit der Canyon Road, zu deutsch „Felsschlucht Straße“, verdeutlicht diese Wohnlage Grace Lebenssituation. Sie hat zwei Handlungsmöglichkeiten: das Verweilen in Dogville, von dessen Einwohnern sie erniedrigt und misshandelt wird, oder das Zurückkehren zu ihrem Vater, dem Anführer einer Gangsterbande, die auf sie geschossen hat. Diese zwei Wahlmöglichkeiten werden durch die beiden Straßennamen, welche jeweils gefährliche Wegmöglichkeiten benennen, symbolisiert. Aber nicht nur diese sie umsäumenden Straßen verdeutlichen Grace Lebensumstand. Auch die äußerst abgeschiedene Lage der alten Mühle innerhalb Dogvilles stellt Grace Außenseiterrolle in der Gemeinschaft dar.
Stadtname
Es wird deutlich, dass die Straßennamen die wichtigsten bzw.
prägnantesten Menschen des Städtchens, welche bereits aus der Narration und der
Charakterbeschreibung bekannt sind, vorstellen. Diese Straßen, Gegenstände und
Häuser mit deren Einwohnern schließen sich zusammen zur Gemeinschaft Dogville.
Tom: „Dieser Ort heißt Dogville.“
Gangster: „Dogville.“
Tom: „Ja.“
Gangster: „Das passt. Der dämlichste Name, den ich je hörte.“ (Dogville, 11:58)
Natürlich wurde auch diese Betitelung nicht ohne Hintergedanken gewählt. Aus dem Englischen übersetzt heißt die Stadt „Hundestadt“. Der Hund findet sich auch im Deutschen in vielen Redewendungen und Sprichwörtern wieder: auf den Hund gekommen sein, jemand fühlt sich hundselend, jemand ist hundsgemein, jemand führt ein Hundeleben oder geht vor die Hunde, jemand wird wie ein Hund behandelt. Es gibt kaum eine Redensart bezüglich des Hundes, die keine negative Interpretation besitzt. Es ist also kein Wunder, dass der Handlungsort dieses Films, deren Einwohner sich letztendlich wie Bestien benehmen und ihren niederen Trieben nachgeben, diesen Telling-Name trägt.
Dennoch wird der einzige wirkliche Hund in dieser Stadt, Moses, nur als Strichzeichnung aus Kreide dargestellt (siehe Abb.4). Der Zuschauer hört ihn an wenigen Stellen bellen - diese Stellen sind jedoch von großer Bedeutung für die Handlung – und erst in der letzten Szene, in der ringsum nur noch Verwüstung herrscht, alle Kreidestriche bis auf den des Hundes ausgelöscht sind und die Einwohner Dogvilles lebllos auf dem Theaterboden liegen (siehe Abb. 5), erwacht Moses zum Leben und ist fortan nur noch der einzige lebende Hund in der Stadt (siehe Abb.6).
Tom: „Dieser Ort heißt Dogville.“
Gangster: „Dogville.“
Tom: „Ja.“
Gangster: „Das passt. Der dämlichste Name, den ich je hörte.“ (Dogville, 11:58)
Natürlich wurde auch diese Betitelung nicht ohne Hintergedanken gewählt. Aus dem Englischen übersetzt heißt die Stadt „Hundestadt“. Der Hund findet sich auch im Deutschen in vielen Redewendungen und Sprichwörtern wieder: auf den Hund gekommen sein, jemand fühlt sich hundselend, jemand ist hundsgemein, jemand führt ein Hundeleben oder geht vor die Hunde, jemand wird wie ein Hund behandelt. Es gibt kaum eine Redensart bezüglich des Hundes, die keine negative Interpretation besitzt. Es ist also kein Wunder, dass der Handlungsort dieses Films, deren Einwohner sich letztendlich wie Bestien benehmen und ihren niederen Trieben nachgeben, diesen Telling-Name trägt.
Dennoch wird der einzige wirkliche Hund in dieser Stadt, Moses, nur als Strichzeichnung aus Kreide dargestellt (siehe Abb.4). Der Zuschauer hört ihn an wenigen Stellen bellen - diese Stellen sind jedoch von großer Bedeutung für die Handlung – und erst in der letzten Szene, in der ringsum nur noch Verwüstung herrscht, alle Kreidestriche bis auf den des Hundes ausgelöscht sind und die Einwohner Dogvilles lebllos auf dem Theaterboden liegen (siehe Abb. 5), erwacht Moses zum Leben und ist fortan nur noch der einzige lebende Hund in der Stadt (siehe Abb.6).
Hypothesenbezug
Obwohl das Setting durch seine für einen Film befremdlichen Eigenarten zunächst Verwirrung schafft, wird mit dessen Hilfe auf vielfältige Weise
die Handlung vorgegriffen und es werden die bereits von Beginn
vorhandenen Anlagen der Stadtbewohner zur Schau gestellt. Es wird
deutlich, dass Grace nie Bestandteil von Dogville war und auch nie
werden sollte. Sie bekam ihr eigenes Zimmer, jedoch abseits der
Gemeinschaft und umsäumt von sinnhaften Straßenschluchten. Im Verlauf
der Handlung konnten die Bewohner ihr hundshaftes, waschbäriges und Tod
bringendes Verhalten nicht mehr verbergen und verwandelten sich gemäß
der ersten Hypothese in ausbeuterische, gnadenlose, selbstgierige und
heuchlerische Bestien.