Charaktere
Nach der Herausarbeitung der Narration des Filmes sollen nun die Figuren charakterisiert sowie deren Personenkonstellation bestimmt werden.
Personenkonstellation
Die Beziehungen der Hauptcharaktere stellen sich wie folgt dar:
Charakterbeschreibungen
Es sollen nun einzelne Charakterbeschreibungen der Protagonisten erfolgen, indem kurz ihr persönlicher Verlauf aufgezeigt sowie wichtige Charaktereigenschaften genannt werden.
Grace Margaret Mulligan
[Abb. 2: Grace Margaret Mulligan]
Als Flüchtige trifft die schöne Grace eines
nachts in Dogville ein und bittet Tom Edison Jr., welcher auf einer Bank seinen
Gedanken nachhing, verzweifelt um Hilfe. Sie gibt sich in hohem Maß korrekt und
mit Anstand, was sich zeigt, als sie sich selbst für den Diebstahl des
Hundeknochens bestrafen möchte. Grace gibt von ihrer Herkunft sehr wenig Preis
– sie wurde zur Arroganz erzogen und die Gangster, die sie momentan suchen, hätten
ihr ihren Vater genommen, sodass sie nun ohne Familie wäre. Mehr kann Tom ihr zu
Beginn nicht entlocken. Nach anfänglichem Zögern geht sie seinem Angebot nach,
in Dogville Unterschlupf zu suchen und legt ihr Schicksal somit in die Hände
der Stadt. Obwohl die Einwohner ihr zunächst misstrauen, begegnet Grace ihnen
mit viel Feingefühl und Vertrauen, lässt sich auf vielerlei Kompromisse ein und
bietet auf Toms Geheiß für sie bislang ungewohnte körperliche Arbeit an, um das
Wohlwollen der Einwohner zu verdienen. Als Grace am Tage der Abstimmung über ihren
Verbleib viele kleine Geschenke von den Bewohnern Dogvilles in ihren Habseligkeiten findet, ist sie
stolz, das erste Mal in ihrem Leben eine angenehme Spur hinterlassen zu haben
und ist umso dankbarer, als jeder einzelne Bewohner für ihren Verbleib in der
Stadt stimmt. Es folgen glückliche Zeiten, in welchen Grace ihr eigenes Zimmer
und kleinen Lohn bekommt. Als die Stimmung aufgrund der Vermissten- und
Suchmeldung getrübt wird, folgt Grace Toms Rat und dient, nachdem sie sich bei
Tom vergewissert hat, dass Dogville sie wirklich noch bei sich haben wolle, den
Einwohnern nun zweimal täglich. Als diese jedoch trotz der Mehrarbeit mit
zunehmender Unzufriedenheit reagieren, zeigt Grace sich einsichtig und
höflich und schwört Besserung. Es folgt
eine Erpressung von Jason und eine Vergewaltigung durch Chuck, den Grace vor
Tom dennoch in Schutz nimmt, da sie ihn aufgrund seiner innerlichen Schwachheit
verstünde. Es zeigt sich abermals ihr überaus großes Verständnis und alles
verzeihende Barmherzigkeit, jedoch auch ihre Hilflosigkeit gegenüber jedes
Einzelnen, da sie ohne die Stadt den Gangstern ausgeliefert wäre. Nach einem
Racheakt der von Chuck betrogenen Vera, plant Grace auf Toms Anraten und mit
seiner Hilfe, die Flucht aus Dogville. Diese schlägt durch den Mitwisser Ben
fehl, der anstelle ihr zu helfen, sie missbraucht und verrät. Aufgrund des misslungenen
Fluchtversuches und eines ihr angehefteten Diebstahls, wird Grace in Ketten
gelegt. Sie durchlebt die anschließenden
Tage mit zunehmenden sexuellen Übergriffen durch zunehmend mehr männliche
Stadtbewohner wie in Trance und sperrt die unmenschlichen Emotionen aus. Nur
als sie befürchtet Tom an ihrer Seite zu verlieren, regt sich in ihr
Verzweiflung. Hier zeigt sich, dass Tom der einzig wahre Halt und die einzige
Möglichkeit der Rettung für sie in der Stadt ist – wie schon zu Beginn der
Handlung. Zu keinem Einwohner der Stadt hat sie ein solches vertrauliches und
inniges Verhältnis aufbauen können, wie zu ihrem Tom. Nach einer erneuten
Niederlage gegenüber den Stadteinwohnern wehrt sie seine aufkommende Gelüste
nach ihrem Körper ab und übt das erste Mal implizit Kritik an seiner Person.
Als sich das Verhalten aller Einwohner ihr gegenüber plötzlich ändert, wird ihr
klar, dass Tom sie verraten hat und den Gangstern ausliefern möchte – lässt ihm
gegenüber jedoch nur verlauten, dass seine Entscheidung aufgrund der
Gefährlichkeit der Gangster ein Fehler war.
Sie fühlt das tragische Ende herannahen und bereitet sich auf das Eintreffen
der Gangster vor. Als es soweit ist, erkennt sie nach einem Gespräch mit „dem
Boss“ der Gangster, welcher sich als ihr Vater entpuppt, dass sie den
Einwohnern Dogvilles ihre Taten nicht verzeihen kann, kehrt zu ihrem Vater
zurück und lässt die Stadt niederbrennen und die Einwohner erschießen. Tom
tötet sie mit eigener Hand, nachdem sie ihm Lebe-Wohl gesagt hat.
Es zeigt sich im Verlauf der Geschichte, dass die intelligente Grace lange Zeit Verständnis für alle Taten der Bewohner Dogvilles aufbringt, da sie, wie sie anfangs glaubt, an ihrer Stelle wahrscheinlich ähnlich handeln würden. Diese übertriebene Barmherzigkeit rührt aus dem Streben, entgegengesetzt ihres Vaters handeln zu wollen, der sich als Gangsterboss das Recht nimmt, Menschen zu plündern als seien sie Hunde. All ihre Verhaltensweisen sind somit eine Reaktion auf das Fehlverhalten ihres Vaters. Erst eine erneute Unterhaltung mit ihrem Vater im letzten Kapitel der Films lässt sie einsehen, dass ihre Barmherzigkeit ein so großes Maß angenommen hatte, dass sie den Menschen gar keine Chance mehr gelassen hat, sich zu bessern und sie somit mit ähnlich rechthaberischer Arroganz handelte, wie ihr Vater. Diese Sinneswandlung lässt Grace die Ereignisse in Dogville in einem anderen Licht sehen und sie erkennt, dass den Bewohnern nicht verziehen werden kann. Sie wechselt die Seiten und stellt sich gegen den Ort ihrer vermeintlichen Rettung.
Es zeigt sich im Verlauf der Geschichte, dass die intelligente Grace lange Zeit Verständnis für alle Taten der Bewohner Dogvilles aufbringt, da sie, wie sie anfangs glaubt, an ihrer Stelle wahrscheinlich ähnlich handeln würden. Diese übertriebene Barmherzigkeit rührt aus dem Streben, entgegengesetzt ihres Vaters handeln zu wollen, der sich als Gangsterboss das Recht nimmt, Menschen zu plündern als seien sie Hunde. All ihre Verhaltensweisen sind somit eine Reaktion auf das Fehlverhalten ihres Vaters. Erst eine erneute Unterhaltung mit ihrem Vater im letzten Kapitel der Films lässt sie einsehen, dass ihre Barmherzigkeit ein so großes Maß angenommen hatte, dass sie den Menschen gar keine Chance mehr gelassen hat, sich zu bessern und sie somit mit ähnlich rechthaberischer Arroganz handelte, wie ihr Vater. Diese Sinneswandlung lässt Grace die Ereignisse in Dogville in einem anderen Licht sehen und sie erkennt, dass den Bewohnern nicht verziehen werden kann. Sie wechselt die Seiten und stellt sich gegen den Ort ihrer vermeintlichen Rettung.
Tom Edison Jr.
[Abb. 3: Tom Edison Jr.]
Als Sohn eines pensionierten Arztes – Tom
Edison Sr. – kann er es sich leisten, keiner geldbringenden Tätigkeit in
Dogville nachzugehen. Er selbst bezeichnet sich als Schriftsteller, der sich
durch die Seelen der Menschen arbeitet, und träumt davon, mit seinen bisher
noch ungeschriebenen Büchern die Massen zu begeistern. Seinen Mitbürgern
gegenüber ist er äußerst kritisch. Er lässt über niemanden ein gutes Wort
verlauten und belehrt jeden Einzelnen. Durch selbst einberufene
Stadtversammlungen möchte Tom die Stadt mit Hilfe seiner favorisierten Methode
der „Veranschaulichung“ lehren, Neues anzunehmen, da das seiner Analyse nach
die größte Schwachstelle Dogvilles sei. Auf der Suche nach einer
Veranschaulichung trifft er des nachts auf die schöne Grace, die er zunächst
vor den Gangstern deckt und ihr dann anbietet in Dogville Unterschlupf zu
suchen. Er verdeutlicht den Bürgern durch Grace ihre Schwäche, Neues nicht
annehmen zu können, und kann sie dadurch dazu bringen, sie aufzunehmen und ihr
Arbeitsangebot zu nutzen. Tom sieht sich als Retter der schönen Flüchtigen und
beginnt Gefühle für sie zu entwickeln. Er lässt ihr gegenüber verlauten, dass
er alle Bewohner Dogvilles bis aufs kleinste Detail analysiert und verstanden
habe, bis auf sie und gesteht seine Liebe. Als Grace aufgrund der durch die
Vermissten- und Suchanzeigen hervorgerufenen Unzufriedenheit der Bürger gehen
möchte, überredet er sie zu bleiben und den einzelnen Einwohnern als
Gegenleistung noch mehr Arbeit anzubieten. Als sich die Lage für Grace
verschärft, verteidigt Tom zunächst die Stadtbewohner, beginnt jedoch mit dem
Einsetzen der sexuellen Übergriffe Pläne für Grace zu schmieden, die ihr Leben
in Dogville wieder verbessern bzw. ihre Flucht ermöglichen sollen. Keiner
dieser Pläne, die von Grace bereitwillig ausgeführt werden, gelingt, obwohl Tom
für die Flucht sogar Geld von seinem Vater gestohlen hat – was er jedoch Grace
in die Schuhe schiebt, um seine Glaubwürdigkeit vor der Stadt zu wahren. Es
zeigt sich, dass Toms Bemühungen sogar den Verlauf der Geschichte viele Male in
eine negative Richtung führt, ohne dass er das jemals gewollt hat. Als Grace
seine körperliche Annäherung zum erneuten Male abweist, ihn die Falschheit
dieser Verhaltensweise im aktuellen Zeitpunkt aufzeigt und er von den
Stadtbewohnern aufgefordert wird, sich für eine Seite zu entscheiden, stellt er
sich gegen Grace. Für eine kurze Zeit ist er an den Rand der Gemeinschaft gedrängt worden und sah die Tiefen der Haltlosigkeit auf sich zukommen. Durch ihre Kritik an seinen Motiven der körperlichen
Annäherung fühlt er sich von Grace bedroht, möchte sie aus der Stadt haben und ruft auf
Geheiß der anderen Bewohner die Gangster an, um Grace abholen zu lassen. Ihr
gegenüber verhält er sich weitgehend unauffällig und berichtet sogar, die
Stimmung in der Stadt sei zu ihren Gunsten umgeschlagen. Als Grace dennoch
vermutet, Tom habe sie verraten, lässt er sie in ihrem Zimmer einsperren und
liefert sie in diesem Zustand den Gangstern aus. Erst spät bemerkt er, dass die
Gangster nicht auf seiner Seite zu stehen scheinen, bekommt Angst und versucht
Grace gegenüber seine Handlung, sie als Veranschaulichung für die Stadt benutzt
zu haben, zu rechtfertigen. Als letzter überlebender Einwohner der Stadt wird
er von Grace eigenhändig erschossen.
Es wirkt, als sei Tom Edison Jr. die eigentliche Hauptperson des Films, die einen großen Kampf mit sich selbst und ihren Gefühlen auszukämpfen hat. Tom verdrängt seine Angst vor dem ernsthaften Schreiben seines Buches durch sein Bestreben, die Einwohner Dogvilles mit Hilfe einer Veranschaulichung zu bessern. Mit diesem Bestreben formt er zunächst unbewusst Graces Schicksal. Er beschuldigt die Stadt, neue Dinge nicht annehmen zu können, was dazu führt, dass die Bewohner ihm nun beweisen möchten, dass sie das Fach „Annehmen“ doch beherrschen. Er ist Initiator vieler Entscheidungen, die für den Verlauf der Geschichte von Bedeutung sind. Obwohl er sich als moralisches Rückgrad der gesamten Stadt sieht, ist Tom sehr auf seine eigene Person fixiert. Er möchte Dogville nur helfen, um seine Technik der Veranschaulichung zu testen und allen Menschen zu beweisen, dass er im Bereich der Philosophie der einzig wahre Kenner ist. Seine Bemühungen Grace trotz der beginnenden Unzufriedenheit zu überreden in der Stadt zu bleiben, rührten vermutlich daher, dass er sie liebte und sie als Veranschaulichung nicht aufgeben wollte. Erst am Ende der Geschichte erkennt Tom, dass durch seine Bestrebungen das Leben seiner geliebten Grace zu einer Tortur entwickelt hat. Er versucht dies jedoch als sehr gelungene, wenn auch schmerzhafte, Veranschaulichung zu rechtfertigen.
Es wirkt, als sei Tom Edison Jr. die eigentliche Hauptperson des Films, die einen großen Kampf mit sich selbst und ihren Gefühlen auszukämpfen hat. Tom verdrängt seine Angst vor dem ernsthaften Schreiben seines Buches durch sein Bestreben, die Einwohner Dogvilles mit Hilfe einer Veranschaulichung zu bessern. Mit diesem Bestreben formt er zunächst unbewusst Graces Schicksal. Er beschuldigt die Stadt, neue Dinge nicht annehmen zu können, was dazu führt, dass die Bewohner ihm nun beweisen möchten, dass sie das Fach „Annehmen“ doch beherrschen. Er ist Initiator vieler Entscheidungen, die für den Verlauf der Geschichte von Bedeutung sind. Obwohl er sich als moralisches Rückgrad der gesamten Stadt sieht, ist Tom sehr auf seine eigene Person fixiert. Er möchte Dogville nur helfen, um seine Technik der Veranschaulichung zu testen und allen Menschen zu beweisen, dass er im Bereich der Philosophie der einzig wahre Kenner ist. Seine Bemühungen Grace trotz der beginnenden Unzufriedenheit zu überreden in der Stadt zu bleiben, rührten vermutlich daher, dass er sie liebte und sie als Veranschaulichung nicht aufgeben wollte. Erst am Ende der Geschichte erkennt Tom, dass durch seine Bestrebungen das Leben seiner geliebten Grace zu einer Tortur entwickelt hat. Er versucht dies jedoch als sehr gelungene, wenn auch schmerzhafte, Veranschaulichung zu rechtfertigen.
Tom Edison Sr.
[Abb. 4: Tom Edison Sr.]
Der pensionierte Arzt und Vater Tom Edison Juniors ist ein harmonie- und ruheliebender Mensch.
Dank seiner Aufgeschlossenheit dürfen die körperlich behinderte June und ihre
farbige Pflegerin Olivia (siehe unten) die Stadt ihre Heimat nennen. Er
verschließt jedoch seine Augen vor den politischen Ereignissen des Landes und
lässt seinen Sohn aus diesem Grund das Radio ausschalten, sobald die
Nachrichten beginnen. Als selbsternannter guter Menschenkenner versucht er oft
zwischen seinem Sohn und den anderen Einwohnern Dogvilles, welche sich ungern
schlechte Eigenschaften anschreiben lassen, zu vermitteln. Grace heißt er
herzlich willkommen, befürwortet ihren Aufenthalt in der Stadt und ist ihr
gegenüber höflich, freundlich und setzt auch mit fortlaufender Geschichte keine
Kritik an ihr an. Aufgrund seines früheren Berufs bildet er sich in zunehmendem
Maß Krankheiten ein, nach dessen Symptomen er sich von der Flüchtigen absuchen
und sich die eingebildeten Gebrechen immer wieder ausreden lässt. Er bekräftigt
die Entscheidung der Gemeinde, Grace nach dem Fluchtversuch in Ketten zu legen
und rechtfertigt dies ihr gegenüber als Schutzmaßnahme für die Stadt und nicht
als Strafe. Auf der Stadtversammlung, bei welcher Grace die unangenehmen
Geschehnisse während ihres Aufenthalts schildert, stellt er sich gegen sie und
begründet dies darin, dass er als Menschenkenner die Einwohner Dogvilles anders einschätze, als Grace es dargestellt hat, und
ihre Ausführungen aus diesem Grund nicht stimmen könnten.
Tom Edison Sr. ist ein guter Mensch, der seine Augen jedoch
nicht nur vor dem Weltgeschehen, sondern auch vor den grausamen Ereignissen in
seiner eigenen Stadt verschließt und somit die Ereignisse zwar nicht zum
Fortlauf bringt, sie aber auch nicht stoppt. Er ist der einzige männliche
Einwohner Dogvilles, der keine körperliche Nähe zu Grace sucht oder ihr das
Leben auf andere Weise aktiv schwer macht.
Jack McKay
[Abb. 5: Jack McKay]
Der eitle Mr. McKay ist blind, versucht es
jedoch vor der Stadt zu verbergen und verlässt deshalb nie das Haus. Grace
gegenüber ist er sehr höflich und redet mit ihr über die visuelle Wahrnehmung
verschiedenster Gegenstände und Situationen. Durch eine Provokation seiner
Gesprächspartnerin gesteht er seine Blindheit sich selbst und vor den
Stadtbewohnern ein. Er berichtet über Grace, die ihm fortan als Augenlicht
dient, viel Gutes und lässt in einer festlichen Ansprache verlauten, dass sie
Dogville zu einem Ort gemacht habe, in dem es sich leben lässt. Im Verlauf des
Geschehens nähert er sich Grace, indem er bei ihren täglichen Gesprächen seine
Hand auf ihren Oberschenkel legt und dort verweilen lässt. Die Stimmung kippt
jedoch auch bei Jack McKay, als Grace auf einer Stadtversammlung die Wahrheit
über die Bewohner Dogvilles preis gibt und beschuldigt sie, Verbitterung in der
Stadt gestreut zu haben. Er gibt Tom Edison Jr. die Schuld für ihr Erscheinen
und beauftragt ihn, sie aus dem Weg zu schaffen.
Jack McKay wurde durch Grace dazu gebracht, über seinen eigenen eitlen Schatten zu springen und seine Blindheit einzugestehen. Fortan konnte offen über seine Situation geredet werden und er war Grace sehr dankbar für die Wandlungen in Dogville. Er entwickelte sich durch ihr Zutun verglichen mit allen anderen Stadtbewohnern wahrscheinlich am meisten. Dennoch wandelte auch er sich und näherte sich seiner Helferin an, wenn auch nicht in dem extremen Maß, wie es seine männlichen Mitbürger getan haben, und forderte ebenfalls ihr Verschwinden.
Jack McKay wurde durch Grace dazu gebracht, über seinen eigenen eitlen Schatten zu springen und seine Blindheit einzugestehen. Fortan konnte offen über seine Situation geredet werden und er war Grace sehr dankbar für die Wandlungen in Dogville. Er entwickelte sich durch ihr Zutun verglichen mit allen anderen Stadtbewohnern wahrscheinlich am meisten. Dennoch wandelte auch er sich und näherte sich seiner Helferin an, wenn auch nicht in dem extremen Maß, wie es seine männlichen Mitbürger getan haben, und forderte ebenfalls ihr Verschwinden.
Chuck
[Abb. 6: Chuck]
Zusammen mit seiner ihm verhassten Frau Vera hat Chuck sieben Kinder und verdient mit der Pflege und Aberntung von Apfelbäumen sein Geld. Ihm gehört der Wachhund der Stadt, Moses, welcher Grace im ersten Kapitel ankündigt und von ihr im letzten Kapitel als einziger Stadtbewohner am Leben gelassen wird. Nach außen gibt sich der ehemalige Großstadtbewohner rabiat und grob, zeigt sich jedoch in manchen Augenblicken intelligent und hinterfragend. Auf der ersten Stadtversammlung, bei welcher Grace den Bewohnern vorgestellt wird, gibt Chuck zu bedenken, dass die Flüchtige nicht zwangsweise ein Opfer sein muss, nur weil auf sie geschossen wurde und dass Dinge dieser Art lieber der Polizei überlassen werden sollten. Mit dieser Reaktion spiegelt er die Eigenschaft wider, die Tom Edison Jr. an den Einwohner Dogvilles kritisiert – es wird nichts Neues angenommen. Chuck gibt sich Grace gegenüber auf sehr wechselhafte Weise. Auf der einen Seite öffnet er sich als beide unter vier Augen sind und gibt Preis, dass er einst in der Großstadt lebte und lernen musste, dass die Menschen überall gleich seien: gierige Tiere. Hier zeigt sich die negative und mürrische Grundeinstellung des Apfelbauers gegenüber menschlichen Wesen. Auf der anderen Seite wirft er Grace vor den Augen Veras aus seinem Haus, erpresst und vergewaltigt sie schlussendlich regelmäßig. Er nutzt den Umstand aus, dass Grace der Stadt vollkmmen schutz- und hilflos ausgeliefert ist und blindes Vertrauen entgegenbringt. Die sexuellen Übergriffe rechtfertigt er damit, dass Grace ihm vorgelogen hätte, sie würde die Arbeit mit dem Obst ebenso lieben wie er. Da das jedoch scheinbar nicht den Tatsachen entspricht, fühle er sich hintergangen und respektlos behandelt. Um diesen Respekt wieder zu erlangen, droht er ihr um sie anschließend zu vergewaltigen. Vera, die nach einiger Zeit von den Übergriffen erfährt, belügt er und gesteht ihr gegenüber, Grace habe ihm mehrfach nachgestanden und er hätte es Vera verschwiegen um sie nicht zu betrüben.
Chuck behandelt Grace am hässlichsten von all den Einwohnern Dogvilles. Jedoch kann seine Verhaltenswandlung als exemplarisch für das vieler anderer männlicher Dorfbewohner dargestellt werden, die Grace, wenn auch in abgeschwächter Weise, ähnlich behandeln. Zu Beginn tragen sie eine verhältnismäßig höfliche Art an den Tag. Sie sehen Graces Ankunft zwar kritisch, aber nehmen sie nach einiger Zeit scheinbar an. Im Verlauf der Geschichte verwandeln sie sich jedoch in Tiere, die ihre sexuellen Triebe an der Flüchtigen befriedigen und diese Tatsache mit zweifelhaften Umständen rechtfertigen um ein reines Gewissen zu behalten. Zu diesen Bewohnern zählen Ben, der Lastwagenfahrer, Bill Henson, der etwas zurückgebliebene Ingenieursstudent, und Mr. Henson, der unauffällige Familienvater.
Chuck behandelt Grace am hässlichsten von all den Einwohnern Dogvilles. Jedoch kann seine Verhaltenswandlung als exemplarisch für das vieler anderer männlicher Dorfbewohner dargestellt werden, die Grace, wenn auch in abgeschwächter Weise, ähnlich behandeln. Zu Beginn tragen sie eine verhältnismäßig höfliche Art an den Tag. Sie sehen Graces Ankunft zwar kritisch, aber nehmen sie nach einiger Zeit scheinbar an. Im Verlauf der Geschichte verwandeln sie sich jedoch in Tiere, die ihre sexuellen Triebe an der Flüchtigen befriedigen und diese Tatsache mit zweifelhaften Umständen rechtfertigen um ein reines Gewissen zu behalten. Zu diesen Bewohnern zählen Ben, der Lastwagenfahrer, Bill Henson, der etwas zurückgebliebene Ingenieursstudent, und Mr. Henson, der unauffällige Familienvater.
Vera
[Abb. 7: Vera]
Zusammen mit ihrem Mann Chuck hat Vera
sieben Kinder, denen sie Namen aus der alten Antike gegeben hat: Dahlia,
Olympia, Diana, Athena, Pandorra, Jason und Achilles. Mit ihren Kindern erlebt sie sowohl viel
Freude, als auch reichlich Kummer, wie sie Grace berichtet, bemüht sich jedoch,
sie mit Hilfe der griechischen Mythologie zum Denken zu erziehen. Nachdem Grace
ihr Können als Babysitter unter Beweis gestellt hat, werden sie und Vera
Freundinnen. Als jedoch Jason verrät, Grace habe ihn geschlagen, wandelt sich
Veras Einstellung ihr gegenüber. Dies verstärkt sich, als sie von Martha
erfahren muss, dass Chuck und Grace sich während der Arbeit angenähert haben.
Die Folge ist ein Verbot, die Kinder fortan allein betreuen zu dürfen und eine
nächtliche bösartige Rache. Sie zerbricht alle von Grace mühsam zusammgesparten
Porzellanfiguren, da sie nicht in der Lage ist, den Stoizismus, den sie Veras
Kindern gelehrt hat, selbst anzuwenden. Vera ist die erste, die Grace nach der
Stadtversammlung, auf der alle Wahrheiten über die vergangenen Begebenheiten in
der Stadt ausgesprochen wurden, eine Lügnerin schimpft und somit den Unmut
schürt.
Veras Verhaltensänderung können in unterschiedlich abgeschwächter Weise auf alle anderen weiblichen Bewohner Dogvilles übertragen werden. Sie sind zunächst reserviert und höflich zu Grace. Diese Anfangsphase geht schnell in ein wohlgesonnenes, wenn nicht sogar freundschaftliches Auftreten über. Die Stimmung kippt jedoch nach dem Erscheinen der Vermissten- und Suchmeldungen und Grace wird von den Frauen kritisiert und gedemütigt. Sie haben dabei ein reines Gewissen, da sie ihre Handlungen, wie auch schon die männlichen Einwohner, mit fadenscheinigen Rechtfertigungen zurechtrücken. Zu den Frauen, die ebenfalls dieses Verhaltensmuster an den Tag legten, gehören Ma Ginger, die Ladenbesitzerin, Gloria, die ebenfalls in Ma Gingers Laden tätig ist, Mrs. Henson, die unauffällige Familienmutter, Liz Henson, die vor Graces Ankunft alle Männerblicke auf sich zog, Martha, die sich um das Missionshaus kümmert, June, die aufgrund ihrer körperlichen Behinderung im Rollstuhl sitzt, und Olivia, die Pflegerin Junes.
Veras Verhaltensänderung können in unterschiedlich abgeschwächter Weise auf alle anderen weiblichen Bewohner Dogvilles übertragen werden. Sie sind zunächst reserviert und höflich zu Grace. Diese Anfangsphase geht schnell in ein wohlgesonnenes, wenn nicht sogar freundschaftliches Auftreten über. Die Stimmung kippt jedoch nach dem Erscheinen der Vermissten- und Suchmeldungen und Grace wird von den Frauen kritisiert und gedemütigt. Sie haben dabei ein reines Gewissen, da sie ihre Handlungen, wie auch schon die männlichen Einwohner, mit fadenscheinigen Rechtfertigungen zurechtrücken. Zu den Frauen, die ebenfalls dieses Verhaltensmuster an den Tag legten, gehören Ma Ginger, die Ladenbesitzerin, Gloria, die ebenfalls in Ma Gingers Laden tätig ist, Mrs. Henson, die unauffällige Familienmutter, Liz Henson, die vor Graces Ankunft alle Männerblicke auf sich zog, Martha, die sich um das Missionshaus kümmert, June, die aufgrund ihrer körperlichen Behinderung im Rollstuhl sitzt, und Olivia, die Pflegerin Junes.
7 Kinder
[Abb. 8: 7 Kinder]
Bis auf Jason sind die Kinder von Beginn
an neugierig, aber freundlich zu Grace und lassen sich willens von ihr hüten
und unterrichten. Nur Jason fordert sie sofort heraus, indem er sie erpresst.
Auf sanftmütige und geduldige Weise schafft es Grace, auch ihn zur Sittsamkeit
zu bringen. Als die Stimmung der erwachsenen Stadtbewohner umschlägt, ändert
sich auch Jasons Verhalten Grace gegenüber. Er beginnt erneut sie zu erpressen,
lässt sich nun jedoch nicht mehr besänftigen und verpetzt sie schlussendlich
bei seiner Mutter, die ihr infolgedessen den Umgang mit den Kindern verbietet.
Jasons Geschwister demütigen Grace, indem sie jedes Mal die Glocke läuten, wenn
ein männlicher Bürger Dogvilles sexuelle Zuwendungen bei ihr sucht. Als Grace
mit einem Wagenrad angekettet wird, erschweren ihr die Kinder das Fortbewegen,
indem sie sich auf das Rad setzen und um sie herum springen. Sie bewerfen ihr
Zimmer mit Schlamm und schmeißen die Scheiben ein.
Die Kinder zeigen sich von Beginn an sehr natürlich Grace gegenüber. Erst als die Erwachsenen ihr Verhalten ändern, werden auch die Kinder gemein zu ihr. Eine ernste Gefahr stellt jedoch nur Jason durch seine Erpressungen und den darauf folgenden Verrat dar, da er dadurch Veras Vertrauen zu Grace schwächt.
Die Kinder zeigen sich von Beginn an sehr natürlich Grace gegenüber. Erst als die Erwachsenen ihr Verhalten ändern, werden auch die Kinder gemein zu ihr. Eine ernste Gefahr stellt jedoch nur Jason durch seine Erpressungen und den darauf folgenden Verrat dar, da er dadurch Veras Vertrauen zu Grace schwächt.
Moses
[Abb. 9: Moses]
Als Wachhund der Stadt und Untergebener
Chucks schlägt Moses Alarm, als die fremde Grace Dogville erreicht, lässt sich
jedoch von ihr einen Knochen aus seinem Napf stehlen. Dieser Umstand führt
dazu, dass die Flüchtige ihm bis zum Ende eine Art Dankbarkeit entgegenbringt
und ihm als einzige Kreatur Dogvilles das Leben lässt.
Moses wird über die gesamte Handlung hinweg als Kreidemarkierung auf der Bühne dargestellt. Nur sein Bellen ist zu hören, bis er sich in der letzten Szene, in der um ihn herum nur noch Verwüstung und Tod dominieren, in einen echten bellenden Hund aus Fleisch und Blut verwandelt. Der an der Geschichte scheinbar weitgehend unbeteiligte Moses, ist Symbolträger der Stadt. Er verkörpert die Gesamtheit der Charaktere, die an diesem Fleck hausen – eine Schar von menschlichen Hunden in einer Stadt, die nicht nur aufgrund der Wirtschaftskrise wörtlich vor die Hunde geht. Der einzige wirkliche Hund in Dogville, findet am Ende der Handlung in zweierlei Hinsicht endlich Freiheit – ihm wird einerseits das Leben gelassen und er verwandelt sich andererseits von einen Kreidestrich in eine lebendige Gestalt. Dogville besteht zu diesem Zeitpunkt nur noch aus einem echten Hund und berechtigt seinen Namen abermals, nun aber auf andere Weise.
Moses wird über die gesamte Handlung hinweg als Kreidemarkierung auf der Bühne dargestellt. Nur sein Bellen ist zu hören, bis er sich in der letzten Szene, in der um ihn herum nur noch Verwüstung und Tod dominieren, in einen echten bellenden Hund aus Fleisch und Blut verwandelt. Der an der Geschichte scheinbar weitgehend unbeteiligte Moses, ist Symbolträger der Stadt. Er verkörpert die Gesamtheit der Charaktere, die an diesem Fleck hausen – eine Schar von menschlichen Hunden in einer Stadt, die nicht nur aufgrund der Wirtschaftskrise wörtlich vor die Hunde geht. Der einzige wirkliche Hund in Dogville, findet am Ende der Handlung in zweierlei Hinsicht endlich Freiheit – ihm wird einerseits das Leben gelassen und er verwandelt sich andererseits von einen Kreidestrich in eine lebendige Gestalt. Dogville besteht zu diesem Zeitpunkt nur noch aus einem echten Hund und berechtigt seinen Namen abermals, nun aber auf andere Weise.
"Der Boss"
[Abb. 10: Der Boss]
Kurz nach Graces Auftauchen in Dogville,
fährt „der Boss“ mit seinen Gangstern in der Stadt vor. Er bietet Tom eine
Geldsumme, für das Auffinden der ihn sehr wichtigen Person Grace. Sein Gesicht wird zunächst nicht gezeigt – er
ist eine gesichtslose, höfliche Figur mit vielen ihm untergestellten Männern.
Über alle Ereignisse in der Stadt hinweg bleibt er eine immerwährende Bedrohung
für Grace, die sie dazu treibt, hier zu verweilen und unmenschliche Leiden auf
sich zu nehmen. Erst im letzten Kapitel wird klar, dass „der Boss“ Graces Vater
ist, welcher aufgrund einer Auseinandersetzung am Tag ihrer Flucht auf sie
geschossen hatte. Um diese unterbrochene Auseinandersetzung fortführen zu
können, ließ er Grace durch gefälschte Steckbriefe suchen und fand mit Toms
Hilfe schließlich seine Tochter in Dogville. Er bezeichnet Grace als arrogant,
da sie Menschen durch ihre alles verzeihende Barmherzigkeit nicht die Chance gäbe,
zu lernen und sich zu bessern. Innerhalb dieser Diskussion zeigt sich, dass
„der Boss“ ein sehr intelligenter Mann ist und trotz seiner Gangster-daseins
über die menschlichen Eigenarten nachdenkt. Für die auf Grace abgefeuerten
Schüsse entschuldigt er sich, sagt seiner Tochter, dass er sie liebe und bietet
ihr ein Teil seiner Macht und
Verantwortung an, wenn sie wieder heimkehre. Trotz der skurrilen Umstände stellt
er sich als ein Vater heraus, der lediglich seine Tochter zurück an seiner
Seite sehen möchte. Als diese einwilligt und ihre neu erworbene Macht nutzen
möchte, geht er ihren Wünschen nach und erteilt den Befehl, Dogville zu
vernichten.
„Der Boss“ ist der Grund für Graces Erscheinen und Verlassen in Dogville. Bis auf den Beginn und das Ende der Geschichte, übt er ausschließlich aus der Ferne Macht über Grace und die Stadt aus. Die Bewohner, welche sich aufgrund der von den Gangstern gefälschten Anzeigeplakate selbst als angehende Gesetzesbrecher sehen, wandeln ihr Verhalten Grace gegenüber, die dadurch zunehmenden Qualen ausgesetzt ist. „Der Boss“ leitet somit die Geschichte ein, bringt sie zum Fortlauf und beendet sie endgültig, jedoch ohne um die genauen Ereignisse in Dogville zu wissen.
„Der Boss“ ist der Grund für Graces Erscheinen und Verlassen in Dogville. Bis auf den Beginn und das Ende der Geschichte, übt er ausschließlich aus der Ferne Macht über Grace und die Stadt aus. Die Bewohner, welche sich aufgrund der von den Gangstern gefälschten Anzeigeplakate selbst als angehende Gesetzesbrecher sehen, wandeln ihr Verhalten Grace gegenüber, die dadurch zunehmenden Qualen ausgesetzt ist. „Der Boss“ leitet somit die Geschichte ein, bringt sie zum Fortlauf und beendet sie endgültig, jedoch ohne um die genauen Ereignisse in Dogville zu wissen.
Weitere Charaktere
Parallelen zwischen den Einwohnern Dogvilles und Grace
Grace und die Stadt weisen Ähnlichkeiten in den Motiven ihrer Verhaltensweisen auf.
Ihnen wird eine Eigenschaft angedichtet, mit der sie sich nicht identifizieren
möchten und handeln aus diesem Grund entgegen dieser Eigenschaft. Die
Stadtbewohner sind nicht gewillt Toms Anschuldigungen, sie könnten Neues nicht
annehmen, nachzugeben und möchten ihm durch das Aufnehmen von Grace zeigen,
dass sie Neuem gegenüber aufgeschlossen sind. Grace wurde von ihrem Vater
vorgeworfen, sie sei arrogant und reagiert in Folge mit übergroßer
Barmherzigkeit, um eben nicht als arrogant zu gelten.
In der Summe ergeben diese beiden voneinander getrennt zu betrachtenden Vorsätze jedoch einen tragischen Verlauf der Geschichte. Die Stadtbewohner zwingen sich zu einer Handlung, die sie intuitiv abgelehnt hätten, nämlich das Aufnehmen einer neuen Person in die eingeschworene Gemeinde und programmieren dadurch Konflikte vor. Sie verhalten sich nicht aus eigener Überzeugung in der Weise, sondern nur, um die ihnen lästige und unangenehme Beschuldigung Tom Edison Jr.s abzuwehren und können auf Dauer und mit scheinbar zunehmenden Gefahren die Fassade der Offenheit nicht mehr aufrechterhalten. Tom Edison Jr. ist auch verantwortlich für den Hilfegesuch Graces, die anfangs den Vorschlag, in Dogville zu bleiben, ablehnte. Auf die bröckelnde Fassade der Gemeinschaft reagiert sie mit einer Art, die sie von der Arroganz ihres Vaters abgrenzt. Nur um diese Distanz bzw. Gegensätzlichkeit zu dieser verhassten Figur zu wahren, hält Grace beständig an ihrem verständnisvollen Verhalten fest. Doch auch sie ändert letztendlich ihr selbst auferlegtes Muster und reagiert auf eine Weise, die sie zuvor als arrogant betitelt hätte. Beide Parteien – die Einwohner Dogvilles und Grace – schaffen es also nicht, ihr Vorhaben einzuhalten und entgegengesetzt der ihnen vorgeworfenen Eigenarten zu handeln.
Auch in den selbst erdachten Gründen für die unmenschlichen Verhaltensweisen, lässt sich eine Gemeinsamkeit zwischen der Stadt und Grace feststellen. Die Bewohner Dogvilles rechtfertigen ihr mit fortlaufender Handlung ungerechtes und unmenschliches Verhalten Grace gegenüber mit fadenscheinigen Begründungen. Chuck meint, den mangelnden Respekt durch eine Vergewaltigung einholen zu müssen und somit außerdem die Verlogenheit Graces auszugleichen. Die anderen männlichen Bewohner, die Übergriffe an Grace vornehmen, sehen sie nicht mehr als Menschen an, da sie wie eine Kuh angekettet, ausgebeutet und gedemütigt wird. Ein sexueller Übergriff auf eine Kuh ist jedoch nicht mehr unmenschlich, sondern nur noch peinlich und somit können sie mit dieser Schmach leben. Ma Ginger rechtfertigt ihre Spitzen damit, dass Grace noch nicht so lange in Dogville wohne wie die anderen Einwohner und ihr somit einige Rechte noch nicht zustünden.
Ausflüchte in ähnlicher Art ziehen sich durch die gesamte Stadt und begründen das Verhalten der Gemeinschaft der schutzlosen Grace gegenüber. Selbst Tom Edison Jr. rechtfertigt in äußerst philosophischer Form seinen Parteiwechsel. Er spürt durch die von ihr herangebrachten Zweifel an seiner Person eine Angst heranwachsen, die seine berufliche Laufbahn und die gesamte Stadt Dogville gefährden könnte und meint Maßnahmen ergreifen zu müssen, um diese fürchterlichen Zukunftsvisionen zu vereiteln.
Am Ende der Geschichte erkennt Grace nach dem Streitgespräch mit ihrem Vater, dass sie der Gemeinschaft Handlungsweisen verziehen hat, die sie sich selbst niemals hätte verzeihen können und beschließt, die gesamte Stadt furchtbar zu strafen. Ihrem Vater gegenüber, von welchem sie die Macht für ihr Vorhaben erhält, begründet sie ihr Verhalten damit, dass Dogville mit einer bloßen Drohgebärde nicht geholfen wäre. Die Einwohner würden lediglich verängstigt werden, aber die Geschichte könnte sich dennoch mit jeder neu ankommenden Person wiederholen. Denn die Bürger seien schwach und könnten nicht gegen die Wendungen ankommen. Ihnen sei nur damit geholfen, dass die Stadt komplett vernichtet werde. Grace rechtfertigt ihre unmenschliche Tat somit auf ähnlich skurrile Weise, wie es zuvor die Einwohner Dogvilles getan haben.
In der Summe ergeben diese beiden voneinander getrennt zu betrachtenden Vorsätze jedoch einen tragischen Verlauf der Geschichte. Die Stadtbewohner zwingen sich zu einer Handlung, die sie intuitiv abgelehnt hätten, nämlich das Aufnehmen einer neuen Person in die eingeschworene Gemeinde und programmieren dadurch Konflikte vor. Sie verhalten sich nicht aus eigener Überzeugung in der Weise, sondern nur, um die ihnen lästige und unangenehme Beschuldigung Tom Edison Jr.s abzuwehren und können auf Dauer und mit scheinbar zunehmenden Gefahren die Fassade der Offenheit nicht mehr aufrechterhalten. Tom Edison Jr. ist auch verantwortlich für den Hilfegesuch Graces, die anfangs den Vorschlag, in Dogville zu bleiben, ablehnte. Auf die bröckelnde Fassade der Gemeinschaft reagiert sie mit einer Art, die sie von der Arroganz ihres Vaters abgrenzt. Nur um diese Distanz bzw. Gegensätzlichkeit zu dieser verhassten Figur zu wahren, hält Grace beständig an ihrem verständnisvollen Verhalten fest. Doch auch sie ändert letztendlich ihr selbst auferlegtes Muster und reagiert auf eine Weise, die sie zuvor als arrogant betitelt hätte. Beide Parteien – die Einwohner Dogvilles und Grace – schaffen es also nicht, ihr Vorhaben einzuhalten und entgegengesetzt der ihnen vorgeworfenen Eigenarten zu handeln.
Auch in den selbst erdachten Gründen für die unmenschlichen Verhaltensweisen, lässt sich eine Gemeinsamkeit zwischen der Stadt und Grace feststellen. Die Bewohner Dogvilles rechtfertigen ihr mit fortlaufender Handlung ungerechtes und unmenschliches Verhalten Grace gegenüber mit fadenscheinigen Begründungen. Chuck meint, den mangelnden Respekt durch eine Vergewaltigung einholen zu müssen und somit außerdem die Verlogenheit Graces auszugleichen. Die anderen männlichen Bewohner, die Übergriffe an Grace vornehmen, sehen sie nicht mehr als Menschen an, da sie wie eine Kuh angekettet, ausgebeutet und gedemütigt wird. Ein sexueller Übergriff auf eine Kuh ist jedoch nicht mehr unmenschlich, sondern nur noch peinlich und somit können sie mit dieser Schmach leben. Ma Ginger rechtfertigt ihre Spitzen damit, dass Grace noch nicht so lange in Dogville wohne wie die anderen Einwohner und ihr somit einige Rechte noch nicht zustünden.
Ausflüchte in ähnlicher Art ziehen sich durch die gesamte Stadt und begründen das Verhalten der Gemeinschaft der schutzlosen Grace gegenüber. Selbst Tom Edison Jr. rechtfertigt in äußerst philosophischer Form seinen Parteiwechsel. Er spürt durch die von ihr herangebrachten Zweifel an seiner Person eine Angst heranwachsen, die seine berufliche Laufbahn und die gesamte Stadt Dogville gefährden könnte und meint Maßnahmen ergreifen zu müssen, um diese fürchterlichen Zukunftsvisionen zu vereiteln.
Am Ende der Geschichte erkennt Grace nach dem Streitgespräch mit ihrem Vater, dass sie der Gemeinschaft Handlungsweisen verziehen hat, die sie sich selbst niemals hätte verzeihen können und beschließt, die gesamte Stadt furchtbar zu strafen. Ihrem Vater gegenüber, von welchem sie die Macht für ihr Vorhaben erhält, begründet sie ihr Verhalten damit, dass Dogville mit einer bloßen Drohgebärde nicht geholfen wäre. Die Einwohner würden lediglich verängstigt werden, aber die Geschichte könnte sich dennoch mit jeder neu ankommenden Person wiederholen. Denn die Bürger seien schwach und könnten nicht gegen die Wendungen ankommen. Ihnen sei nur damit geholfen, dass die Stadt komplett vernichtet werde. Grace rechtfertigt ihre unmenschliche Tat somit auf ähnlich skurrile Weise, wie es zuvor die Einwohner Dogvilles getan haben.