Grundmuster
Die Analyse der Grundmuster befasst sich mit Elementen jeglicher Art des Films, die einem speziellen Schema folgen. Sie können sich auf den Film als Einheit, die Handlungsentwicklung oder wiederkehrende Muster beziehen. Im Film Dogville lassen sich eine Vielzahl von Grundmustern erkennen. Im Folgenden werden aus diesem Grund die prägnantesten Muster beschrieben und einige weitere benannt. Muster und Ähnlichkeiten bezüglich der Handlungsweisen von Grace und den Stadtbewohnern wurden bereits in der Charakterbeschreibung dargelegt.
Der Apfel
Der Apfel spielt in dem Film Dogville eine ganz
entscheidende Rolle, sowohl als reale Frucht, als auch in symbolischer
Hinsicht. Chuck verdient durch die Pflege der Apfelbäume und dem Verkauf der
Ernte sein Geld, sodass der Apfel für ihn den Lebensunterhalt sichert. In der
Mythologie pflegt Adam mit seiner Gefährtin Eva den Garten Eden und lässt sich
von der Schlange verführen, die Frucht des Baumes der Erkenntnis zu Essen,
entgegen des Verbots durch Gott. Der Apfel versinnbildlich in diesem
Zusammenhang die Versuchung und in den Händen der Menschen den Sündenfall.
Chuck, welcher wie Adam den Garten pflegt, widersteht zu Beginn der Geschichte
der Versuchung durch Grace. Als jedoch an seinen eigenen Bäumen die Äpfel
reifen und die Ernte naht, kann er auch der hübschen Grace nicht mehr
widerstehen und nähert sich ihr gewaltsam, so wie er gewaltsam die Äpfel von
den Bäumen pflückt. Grace wird sogar von der Off-Stimme kurz vor der
Vergewaltigungsszene mit dem prallen, saftigen Apfel im Garten Eden
verglichen, welcher nur an einem dünnen
Stiel hängt und somit der Ernte ausgeliefert ist. Ebenso strahlt Grace durch
ihre Schönheit Fruchtbarkeit aus und wird von Chuck vergewaltigt. Die folgenden
sexuellen Übergriffe finden zwischen den Apfelbäumen in Chucks Garten statt,
was erneut die Symbolik der Versuchung und der anschließenden Sünde bestätigt. Ein
weiteres Indiz für den Vergleich der Flüchtigen mit einem Apfel ist die Fluchtsituation
auf der Ladefläche von Bens Laster. Hier liegt Grace umringt von Äpfeln und
wird inmitten dieser von Ben missbraucht. Das Bild auf der Ladefläche wirkt
durch seine Einzigartigkeit wie gemalt und erinnert an Zeichnungen, in denen
Eva den Apfel vom Baum der Erkenntnis in den Händen hält (siehe Abb.1). Es lässt
sich somit eindeutiger Bogen zur Mythodologie schlagen.
Neben dieser Versinnbildlichung der Handlungsentwicklung steht der reale Apfelbaum auf der Bühne zur Verdeutlichung der Jahreszeiten und charakterisiert die Zeiten, welche Grace in Dogville durchlebt. In einer Frühlingsnacht, in welcher der Apfelbaum nur wenige Knospen trägt (siehe Abb.2), lernt die flüchtige Grace Tom. Nach ihrer Aufnahme in Dogville, folgen glückliche Zeiten, in welchen der Baum in voller Blüte steht und vor Schönheit erstrahlt (siehe Abb.3). Die Probleme beginnen jedoch, als der Baum Früchte trägt (siehe Abb.4) und Chuck der Versuchung nicht mehr widerstehen kann. In den letzten Tagen der Stadt, kurz vor deren Vernichtung durch Graces Hand, ist der Apfelbaum abgeerntet und trägt nur noch weniger braune Blätter (siehe Abb.5).
Neben dieser Versinnbildlichung der Handlungsentwicklung steht der reale Apfelbaum auf der Bühne zur Verdeutlichung der Jahreszeiten und charakterisiert die Zeiten, welche Grace in Dogville durchlebt. In einer Frühlingsnacht, in welcher der Apfelbaum nur wenige Knospen trägt (siehe Abb.2), lernt die flüchtige Grace Tom. Nach ihrer Aufnahme in Dogville, folgen glückliche Zeiten, in welchen der Baum in voller Blüte steht und vor Schönheit erstrahlt (siehe Abb.3). Die Probleme beginnen jedoch, als der Baum Früchte trägt (siehe Abb.4) und Chuck der Versuchung nicht mehr widerstehen kann. In den letzten Tagen der Stadt, kurz vor deren Vernichtung durch Graces Hand, ist der Apfelbaum abgeerntet und trägt nur noch weniger braune Blätter (siehe Abb.5).
Der Hund
Wie bereits in der Analyse des Settings dargelegt wurde, lässt
der Stadtname „Dogville“ auf die Charakterentwicklung der Einwohner schließen.
Die Gemeinschaft entwickelt sich zu einer Herde von Bestien, die Grace
erniedrigen und tierische Triebe an ihr auslassen. Sie behandeln die Flüchtige die
Vieh, welches angekettet und versklavt wird. Dieser Telling-Name wurde also nicht
ohne Grund von Lars von Trier an genau diese Stadt vergeben.
Es fällt auf, dass der Besitzer des einzigen realen Hund ausgerechnet Chuck ist, welcher sich Grace gegenüber am grausamsten und bestialischsten verhält. Jedoch ist es gerade dieser Hund, der Grace als erstes in der Stadt willkommen heißt und sie als letztes verabschiedet. Der wahrhafte Hund rahmt die Handlung, welche durchzogen ist von unmenschlichen Verhaltensweisen vieler symbolischer Hunde. In der Mitte des Films ist der Hund Moses nur selten zu hören, meist nur dann, wenn Grace hastig an seiner Hütte verbeirennt, um rechtzeitig zu ihrer Arbeit zu gelangen bzw. als Grace nach der Fahrt auf dem Transporter unerwarteterweise wieder in Dogville landet. Hier hört sie unter der Plane zunächst erst Moses bellen und wird nach dem Wegziehen der Abdeckung in ihrer Vermutung bestätigt, dass sie wieder in der Stadt angekommen ist.
Dass die Einwohner Dogvilles mit Hunden gleichgesetzt werden, ergibt sich zusätzlich aus der Diskussion Graces mit ihrem Vater im letzten Kapitel des Films. In dieser Szene versucht der Vater Grace zu verdeutlichen, dass es arrogant ist, den Menschen all ihre Sünden zu vergeben. Er vergleicht Vergewaltiger und Mörder mit Hunden – Mörder begehen ihrer Gesinnung folgend Straftaten während Hunde ihrer Natur folgend ihr eigenes Erbrochenes auflecken. Grace ist der Meinung man dürfe dieses Verhalten den Hunden nicht nachtragen, da sie eben nur ihrer Natur folgen. Ihr Vater bringt dem entgegen, dass man Hunden viel Nützliches beibringen kann, was jedoch nur passiert, wenn man ihnen eben nicht alles verzeiht, sondern sie auch erzieht und zurecht weist. Obwohl der Boss über die Geschehnisse in Dogville nicht Bescheid weiß und daher unbewusst mit seinen Ausführungen die Bewohner dieser Stadt angesprochen hat, kann seine Rechtfertigung auf diese Menschen bezogen werden. Grace sieht im Verlauf ein, dass es falsch war, den Vergewaltigern und Straftätern in Dogville ihr niederes, von der Natur gegebenes Verhalten zu verzeihen – gemäß den Worten ihres Vaters – und sie beschließt sich zu rächen. Dogville wird bis auf den Hund Moses ausgelöscht (siehe Abb.6), welcher am Ende Freiheit erlangt und sich zu einem echten Hund verwandelt, nun, wo die anderen Hunde getötet wurden.
Es fällt auf, dass der Besitzer des einzigen realen Hund ausgerechnet Chuck ist, welcher sich Grace gegenüber am grausamsten und bestialischsten verhält. Jedoch ist es gerade dieser Hund, der Grace als erstes in der Stadt willkommen heißt und sie als letztes verabschiedet. Der wahrhafte Hund rahmt die Handlung, welche durchzogen ist von unmenschlichen Verhaltensweisen vieler symbolischer Hunde. In der Mitte des Films ist der Hund Moses nur selten zu hören, meist nur dann, wenn Grace hastig an seiner Hütte verbeirennt, um rechtzeitig zu ihrer Arbeit zu gelangen bzw. als Grace nach der Fahrt auf dem Transporter unerwarteterweise wieder in Dogville landet. Hier hört sie unter der Plane zunächst erst Moses bellen und wird nach dem Wegziehen der Abdeckung in ihrer Vermutung bestätigt, dass sie wieder in der Stadt angekommen ist.
Dass die Einwohner Dogvilles mit Hunden gleichgesetzt werden, ergibt sich zusätzlich aus der Diskussion Graces mit ihrem Vater im letzten Kapitel des Films. In dieser Szene versucht der Vater Grace zu verdeutlichen, dass es arrogant ist, den Menschen all ihre Sünden zu vergeben. Er vergleicht Vergewaltiger und Mörder mit Hunden – Mörder begehen ihrer Gesinnung folgend Straftaten während Hunde ihrer Natur folgend ihr eigenes Erbrochenes auflecken. Grace ist der Meinung man dürfe dieses Verhalten den Hunden nicht nachtragen, da sie eben nur ihrer Natur folgen. Ihr Vater bringt dem entgegen, dass man Hunden viel Nützliches beibringen kann, was jedoch nur passiert, wenn man ihnen eben nicht alles verzeiht, sondern sie auch erzieht und zurecht weist. Obwohl der Boss über die Geschehnisse in Dogville nicht Bescheid weiß und daher unbewusst mit seinen Ausführungen die Bewohner dieser Stadt angesprochen hat, kann seine Rechtfertigung auf diese Menschen bezogen werden. Grace sieht im Verlauf ein, dass es falsch war, den Vergewaltigern und Straftätern in Dogville ihr niederes, von der Natur gegebenes Verhalten zu verzeihen – gemäß den Worten ihres Vaters – und sie beschließt sich zu rächen. Dogville wird bis auf den Hund Moses ausgelöscht (siehe Abb.6), welcher am Ende Freiheit erlangt und sich zu einem echten Hund verwandelt, nun, wo die anderen Hunde getötet wurden.
Das Glockenläuten
Ursprünglich gibt Martha durch das schlagen der Glocke im
Missionshaus lediglich die Stunden an, um eine Orientierung für die Einwohner
zu geben (siehe Abb. 7). Nach Grace Ankunft jedoch wandelt sich dieses Signal
zu ihrem Arbeitsrhythmus. Nach jedem Stundenschlag wechselt Grace das Wohnhaus,
in welchem sie arbeitet, sodass sie jeder Familie bzw. jeder Wohneinheit
Dogvilles eine Stunde am Tag zur Verfügung stellt. Wird die Glocke geläutet,
statt geschlagen, kündigt dies nahende Gefahr in Form von Polizeiwagen an und
Grace muss sich verstecken. Es wird deutlich, dass die Glocke für Grace, im
Gegensatz zu den anderen Bewohnern, nicht nur eine orientierende Funktion besitzt,
sondern vor allem Macht über sie ausübt. Ihre Tätigkeiten richten sich stets
nach dem Glockenschlag, welcher dadurch Stress und auch Angst ausüben kann. Die
Glocke symbolisiert die Macht der Bewohner Dogvilles durch ihren Schutz vor der
Polizei über Grace und bestärken Grace ausgelieferte Situation.
Die Pfahlramme
Die Stadt Dogville wurde durch Lars von Trier von
einigen charakterisierenden Hintergrundgeräuschen ausgestattet, welche
nachträglich eingearbeitet wurden, da diese auf der Holzbühne nicht vorhanden
waren. Hierzu gehört das regelmäßige, entfernte Schlagen der Pfahlramme, welche
im Prolog und im ersten Kapitel kontinuierlich zu vernehmen sind. Tom ist der
Meinung, mit dieser würden im Tal Grundpfähle für eine neue Haftanstalt
gesetzt. Diese Vermutung wird jedoch nie bestätigt. Nachdem Grace in der Stadt
erscheint, ist die Ramme zunächst nicht mehr zu hören. Erst über eine Stunde
später, als Grace MaGingers Stachelbeersträucher pflegt und von Vera auf die
Schläge, die sie Jason versetzt hat, angesprochen wird, nimmt die Pfahlramme
wieder ihre Arbeit auf. Dies kann dafür sprechen, dass die Stadt nun beginnt,
ihr ursprüngliches, typisches und charakteristisches Gesicht zu zeigen, welches
in der Zeit, in welcher die Ramme schwieg, verdeckt wurde.
Weitere Muster
Neben
den beschriebenen Mustern, fallen dem Zuschauer noch weitere Schemata in Form von
Rahmungen und Symboliken ins Auge. Hierzu gehören die wiederkehrenden
musikalischen Themen, die, wie bereits in der Untersuchung von Ton und Musik
dargelegt wurde, einer bestimmten Person oder Situation zugeordnet sind. Neben
den Äpfeln und Glockenschlägen als symbolisches Verdeutlichungsmittel, werden
auch die 7 Porzellanfiguren in MaGingers Laden sinngebend für Grace Zeiten in
Dogville. Mit ihrem selbst verdienten Geld kauft sie sich die ersten 5 Figuren.
Als sich die Handlung verdichtet und das Leben in der Stadt beschwerlicher werden
lässt, verhilft Tom der Schutzsuchenden zu den letzten beiden Figuren, sodass
sie im Besitz alles 7 Porzellangestalten ist (siehe Abb.8). Sie symbolisieren
für Grace das Leben in Dogville. Sie hat durch ihre Arbeit Geld verdient und
konnte sich davon etwas leisten. Die Figuren sind gleichzusetzen mit einem
Wert, den Grace mit ihrer Arbeit für die Gemeinschaft hat. Als Vera diese in
einem Racheakt zerstört, kommt das der Zerstörung eines menschlichen Wesens
gleich. In Grace werden schöne Erinnerungen an glückliche Zeiten zerstört und
zugleich werden noch schlimmere Zeiten eingeleitet. Weitere Beispiele von
Grundmuster in Form von Rahmungen lassen sich in den beiden von der Off-Stimme
kommentierten Lichtveränderungen finden. Diese finden statt, als Grace ihre
erste und letzte Nacht in Dogville verbringt. In beiden Fällen hegt sie
zunächst positive Absichten gegenüber den Einwohner, welche aufgrund des
Lichtwechsels am ersten Tag in Zweifel umschlagen und am letzten Tag in eine vollständige
Abkehr umschlagen. Eine weitere Rahmung wird durch eine wiederkehrende
Situation und Bildkomposition erreicht, in welcher Tom über seine
philosophische Karriere grübelnd auf der Altweiberbank sitzt. Im ersten Kapitel
sitzt er auf dieser Bank und denkt über die Stadtversammlung am nächsten Tag
nach, für die es ihm bisher an Anschauungsmaterial fehlt (siehe Abb.9). An
dieser Stelle betritt Grace die Bühne und kurze Zeit später entscheidet sich
Tom, Grace als Anschauung zu nutzen und sie deshalb in Dogville aufzunehmen. Im
vorletzten Kapitel setzt sich Tom, nachdem er von Grace abgewiesen wurde, auf
die Bank und denkt erneut über seine berufliche Zukunft als Philosoph nach (siehe
Abb.10). Er erkennt, dass Grace seine Zukunftspläne gefährdet und entscheidet
sich nun gegen sie. In beiden Fällen ist das Nachdenken auf der Altweiberbank
über seine philosophische Tätigkeit der Auslöser für das Entscheiden über
Grace.
Hypothesenbezug
Die in Dogville verwendeten Grundmuster wirken auf den Zuschauer stabilisierend. Er kann beispielweise mit Hilfe der Versinnbildlichung Graces durch einen Apfel ihre Rolle innerhalb der Stadt besser einordnen. Der Apfel verdeutlicht, dass sie für Chuck und all die anderen männlichen Bewohner eine Versuchung darstellt, die letztendlich aufgrund ihrer persönlichen Schwäche in sündhafte Handlungen münden. Diese wird bestätigt durch den Bezug der Stadt zu Hunden, welcher zum einen durch den Stadtname und zum anderen durch den Vergleich Graces Vater mit eben diesen Tieren verdeutlicht. Gemäß der Interpretationshypothese verwandelt sich die Gemeinschaft Dogville in eine ausbeuterische, selbstgieriege und heuchlerische Meute, die Grace erniedrigt und quält. Durch Rahmungen Aufbau und Ende der Handlung ersichtlich, was dem Zuschauer abermals Sicherheit im Verlauf der Handlung gibt.