Filmvergleich
Wie zuvor verifiziert werden konnte, sind die beiden vorgestellten Filme, Dogville und Der Besuch der alten Dame, narrativ vergleichbar. Beide thematisieren die Entwicklung einer Gesellschaft unter zunehmend verhärteten Herrschaftsverhältnissen, was das Schicksal eines einzelnen, exkludierten Individuums erheblich verändert und beeinträchtigt. Meist ist nur der Tod der Ausweg. Es konnte gezeigt werden, wie dies durch die Analyse stilistischer Mittel unterstützt bzw. bestätigt werden konnte.
An einigen Stellen konnten dabei handlungsergänzende Mittel gefunden werden. Auch den Storyverlauf unterstüzende Stilmittel waren zu erkennen, wie beispielsweise eine begünstigende musikalische Untermalung, welche meist durch akkustische Klammern repräsentiert ist. Auch der Kameraschwenk, welcher einer natürlichen menschlichen Bewegung des Umblickens gleich kommt und deshalb dem Auge schmeichelt, findet Verwendung. Aufällig ist allerdings, dass außerdem Stilmittel verwendet wurden, die der Geschichte weder förderlich, noch dem Zuschauer vertraut und somit handlungweisend erscheinen. Die Verwendung einer suchenden Kamera beispielsweise, welche erst durch langsames Heranzoomen ihren Fixpunkt im Bild findet, ist in dieser Weise nicht natürlich, da dies nicht der Fokussierung des Auges entspricht. Der Einsatz solcher Mittel verfolgt offensichtlich andere Ziele. Es kann dabei die Theorie des epischen Theaters herangezogen werden, in welcher Brecht verschiedene Verfremdungsmechanismen vorstellt. Sie dienen weder der Handlung noch ergänzen sie den Storyverlauf. Ihre Intention ist das Schaffen von Reflexionspotenzialen beim Zuschauer. Es sollen also im Folgenden die vorgestellten Filme auf ihren Gebrauch brechtscher Verfremdungseffekte untersucht werden, um weitere Potenziale des Filmes herauszuarbeiten. Daraus ergibt sich folgende Forschunsfrage:
Wie wirkt sich der differente Gebrauch von brechtschen Verfremdungseffekten auf das Reflexionspotenzial der Zuschauer aus?
Ausgehend von der Theorie Brechts sollen deshalb die drei Ebene der Verfremdung für beide Filme untersucht sowie vergleichend analysiert werden, um mögliche Unterschiede in der Verwendung von Verfremdungseffekten herauszuarbeiten sowie diese im späteren Verlauf auf ihre Konsequenzen hin zu überprüfen. Es ist hierbei darauf zu achten, dass jene Verfremdungseffekte für das Theater verfasst wurden und nicht in gleicher Weise auf den Film übertragbar sind. Dies bedingt das Herausarbeiten weiterer, für den Film relevanter Verfremdungsmechanismen.