Die Rolle des Schauspielers
Als Teil der Aufführungspraxis thematisiert Brecht die Arbeitsweise eines Schauspielers. Diese sollen selbst auch Distanz zur eigenen Figur wahren und somit den Unterschied zwischen dem schauspielenden Menschen und der Dramenfigur offenkundig machen (vgl. Kittstein 2008, S. 42). Das künstliche Schauspiel sowie der Charakter des Eingespielten soll dem Zuschauer bewusst machen, dass er eine Theateraufführung besucht.
Dem Schausteller stehen dabei verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, die kritische Distanz zur eigenen Rolle zu wahren. Beispielsweise das Memorieren der ersten Eindrücke, wobei die Momente des Staunens und Widersprechens beim ersten Lesen erinnert werden sollen, oder das Fixieren des Nicht-Sondern, bei welchem der Entscheidungsprozess des Verhaltens der Figur offenkundig gemacht werden (vgl. Brecht 1940, S. 170f). Verfremdungsmechanismen könnten beispielsweise die Überführung in die dritte Person oder in die Vergangenheit sowie das Mitsprechen von Spielanweisungen und Kommentaren sein (vgl. Brecht 1940, S. 172). Das Mitsprechen von Spielanweisungen in der dritten Person verfremdet den eigentlichen Text in der Weise, dass sich die Tonlage, also die Betonung, ändert und somit dem Zuschauer das Befinden in einem Theaterstück suggeriert wird (vgl. Brecht 1940, S. 173). Dies ermöglicht dem Schauspieler, sein Außenstehen an das Publikum weiter zu geben und so die kritisch-distanzierte Haltung auszudrücken. Auch das Durchbrechen der ’vierten Wand’ der Bühne dient der Verfremdung. Die Schauspieler interagieren mit dem Publikum (vgl. Brecht 1940, S. 168f).