Fazit
Im Rahmen der Filmanalyse Dogvilles wurde auf Grundlage der Handlungs- und daraus folgend der Charakterentwicklung der Akteure eine Interpretationshypothese entwickelt, welche die moralische Abflachung einer Gemeinschaft gegenüber eines Individuums aufgrund seines Einzelschicksals thematisiert. Diese wurde ausgehend von den verwendeten stilistischen Mitteln der Mise-en-Scene und des Editings sowie der Grundmuster eingehend untersucht. Hierbei stellte sich heraus, dass das verwendete Setting einer Theaterbühne sowohl befremdlich, als auch handlungsunterstützend wirkt. Licht- und Musikeffekte wurden auf ähnliche Weise verwendet. Sie finden einen vergleichweise seltenen Einsatz in diesem Film, erzeugen jedoch an den entsprechenden Stellen eine umso größere handlungsweisende und dramatisierende Wirkung auf den Zuschauer, was eine Bestärkung der Interpretationshypothese als Folge hat. Bezüglich der eingesetzten Mittel im Staging lassen sich unterschiedliche Wirkungen verzeichnen. Das Movement schafft eine derart große Verwirrung, dass narrationsunterstützende Einstellungsgrößen, Perspektiven und Bildkompositionen weniger deutlich wahrgenommen werden. Ähnliches lässt sich über das Editing vermerken, welches bspw. in Dialogsituationen meist den Sprecher zeigt und somit den Gesprächsverlauf unterstützt, jedoch durch Jump Cuts einen erhöhten Augenmerk auf die Tatsache legt, dass es sich bei dem Werk um filmisches, in einer unnatürlichen Situation aufgenommenes Material handelt. Es lassen sich also auch in diesen Untersuchungsschwerpunkten vorrangig Effekteinsätze verzeichnen, die die Hypothese unterstützen. Jedoch wird der Zuschauer durch filmuntypische Mittel von diesen Elementen abgelenkt und die Verifizierung muss diesbezüglich abgeschwächt werden. Die daran angeknüpfte Analyse der Grundmuster gibt hingegen durch eine auffällige Verwendung von Rahmungen, Symboliken und Vergleichen wieder ein großes Maß an Stabilität, sodass zusammenfassend festgehalten werden kann, dass folgende Interpretationshypothese mit Einschränkungen verifiziert werden kann:
“Durch das Auftreten eines Individuums, welches ein Einzelschicksal durchlebt und zunächst blindes Vertrauen an den Tag legt, kann eine nach außen anständig und hilfsbereit wirkende Gemeinschaft zum ausbeuterischen, gnadenlosen, selbstgierigen und heuchlerischen Verhalten ihm gegenüber gebracht werden.”
Die dramatische Wendung der Verhaltensweisen, welche ein nach Foucault typisches Herrschaftsverhältnis darstellen, mündet nach missglückten abstrakten und realen Fluchtversuchen des in eine Opferrolle gedrängten Individuums in ein durch Mord und Tod geprägtes Finale.