Das Bühnenbild
[Abb. 1: Szene des Deutschen Theaters Berlin]
Brecht stellte darüber hinaus auch Anforderungen an das Bühnenbild, welches als “vollkommene[...] Illusion” (Brecht 1944, S. 239) erkennbar sein sollte. Die Zuschauer müssen sich dem Befinden in einem Theater bewusst sein (vgl. Brecht 1944, S. 257).
Dies ist beispielsweise durch die Montage sichtbarer Lichtquellen realisierbar, welche den Zuschauer von seiner Illusion der Wirklichkeitsabbildung befreien und so Denkprozesse anregen (vgl. Brecht 1944, S. 261). So müssen auch die Eingriffe des Menschen in die Natur im Bühnenbild erkennbar sein und die aufklärerische Aufgabe in die Überlegungen integriert werden (vgl. Brecht 1944, S. 240). Die Aufstellung der Schausteller wird dabei ebenso wie die Anordnung der Requisiten durch den Bühnenbauer inszeniert (vgl. Brecht 1944, S. 243). Dabei soll mittels des Bühnenbildes kein Gesamtkunstwerk gefertigt werden, indem die Kulisse eine Einheit aus Schauspielern, Orchester und Hintergrund schafft, sondern es erfolgt eine Trennung der Einzelelemente einer Aufführung (vgl. Brecht 1944, S. 242). Das Schauspiel sollte sich am Raum der Bühne orientieren, das heißt, dass den Protagonisten der Platz zur Verfügung steht, den die Kulisse zulässt (vgl. Brecht 1944, S. 254f). Gleichwohl muss durch das Bühnenbild das Verhalten, die Gestiken der Figur hervorgehoben werden. Ist es beispielsweise erforderlich, dass sich ein Schauspieler in seiner Rolle hinkend durch die Szenerie bewegt, so kann eine größere Freifläche dies hervorheben (vgl. Brecht 1944, S. 245). “Der Bühnenbauer vermag [also] den Sinn von Sätzen der Schauspieler grundlegend zu verändern und neue Gesten zu ermöglichen” (Brecht 1944, S. 246).
Durch die Verwendung von mobilen Bühnenelementen kann die Veränderlichkeit unserer Umgebung ausgedrückt werden (vgl. Brecht 1944, S. 259). Auch durch die Entdetailisierung der Kulisse können Verfremdungseffekte erzielt werden (vgl. Brecht 1944, S. 259). “Der Beschauer muss imstande sein, im Geist die Elemente auszuwechseln, also zu montieren” (Brecht 1944, S. 259) sowie anzureichern.